Pressemitteilung Nr. 18/562

Schwarz: Evaluation zur Sicherung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum – Landarztquote kann wichtiger Baustein sein

Pressemitteilung Nr. 18/562

Die Gewährleistung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung im ländlichen Raum ist eine wegweisende Herausforderung in Niedersachsen. Die Verteilung von Allgemeinmedizinerinnen und Hausärzten weist deutliche regionale Unterschiede auf und zeigt, dass die Frage der Sicherstellung der Versorgung im Flächenland Niedersachsen von zentraler Bedeutung ist. Die jüngste Evaluation des Niedersächsischen Sozialministeriums auf Datengrundlage der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) weist vielschichte Ergebnisse auf. Bis zum Jahr 2030 würde sich die Zahl der niedersächsischen Hausärztinnen und Hausärzte um 18 Prozent verringern. Das Angebot liege im Prognosezeitraum 20 Prozent unter dem Bedarf.

„Zudem erkennen wir, dass gerade junge Ärztinnen und Ärzte vermehrt nach einer Work-Life-Balance streben und in ihrer zukünftigen Berufsausgestaltung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von zentraler Bedeutung ist“, erklärt der sozialpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Uwe Schwarz, und fügt an: „So ist davon auszugehen, dass bis zum Jahr 2030 der Anteil der Medizinerinnen und Mediziner, die in Teilzeit arbeiten, steigt und eine Stundenreduzierung für eine größere Gruppe attraktiver wird. Außerdem streben immer mehr potenzielle Ärzte in Angestelltenverhältnisse, statt eigene Praxen zu gründen. Es ist davon auszugehen, dass das herkömmliche Arbeitsvolumen und traditionelle Arbeitsmodelle immer mehr schwinden.“

Die vorliegenden Ergebnisse und Analysen würden alarmierende Zahlen für die medizinische Versorgung, gerade im ländlichen Raum, in Niedersachsen aufzeigen, so Schwarz: „Dies sind allerdings für uns keine neuen Erkenntnisse. An der beschriebenen Problematik und entsprechenden Maßnahmen arbeiten wir bereits intensiv im Rahmen der Enquete-Kommission ‚Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung in Niedersachsen‘.“

Bisherige Ansätze, um gerade den ländlichen Raum für Medizinerinnen und Mediziner attraktiver zu gestalten, waren beispielsweise die finanzielle Förderung von Gründungen neuer oder Übernahmen bestehender ärztlicher Niederlassungen. Um die Sicherstellung der medizinischen Versorgung zu gewährleisten, ist in einigen Regionen die Besetzung eines Kassenarztsitzes notwendig. Hier wurde seitens der KVN eine Umsatzgarantie für eine Dauer von bis zu zwei Jahren zugesichert, falls sich keine Ärztin oder kein Arzt für die Region gefunden hat. Somit sollten Praxisgründungen attraktiver gestaltet werden.

„Zwar zeigt sich, dass die Maßnahmen, die in der Evaluation benannt worden sind, allesamt zu einer Verbesserung beitragen, jedoch als alleinige Maßnahmen nicht ausreichen. Im Rahmen der Enquete-Kommission werden wir an dieser Stellschraube ziehen und weitere Konkretmaßnahmen erarbeiten. Für uns ist klar, dass wir zusätzliche und vor allem langfristige Schritte zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in Niedersachsen ergreifen müssen. Perspektivisch müssen wir die sektorenübergreifende Versorgung weiter verbessern, den Aufbau von multiprofessionellen Gesundheitszentren vorantreiben und auch die Chancen der Digitalisierung in Hinblick auf Telemedizin und eHealth nutzen“, so der SPD-Gesundheitspolitiker Schwarz weiter.

Im Koalitionsvertrag haben sich SPD und CDU darauf verständigt, den Ausbau von Medizinstudienplätze in Niedersachsen weiter voranzutreiben. „Damit diese Bemühungen jedoch nicht nur in Ballungsgebieten, sondern auch im ländlichen Raum Wirkung erzielen, kann die Einführung einer Landarztquote, oder richtigerweise Hausarztquote, ein wichtiger zusätzlicher Baustein sein. So ist denkbar, dass vorab zehn Prozent der Studienplätze für Medizinerinnen und Mediziner an diejenigen vergeben werden, die sich nach Studienabschluss für bis zu zehn Jahre verpflichten, als Arzt in einer unterversorgten Region im ländlichen Raum zu praktizieren. Länder wie Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben eine Landarztquote bereits eingeführt. Wir glauben, dass eine solche Quote ein wichtiges Anreizinstrument für junge Menschen sein kann. Nachdem der CDU-Landeschef bereits von einem Landarztprogramm gesprochen hat, sind wir überzeugt, dass wir die Sicherstellung der medizinischen Versorgung in unserem Flächenland gemeinsam mit dem Koalitionspartner vorantreiben werden.“

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